
PreisverleihungIntegrationspreis des hessischen Handwerks 2025
Bereits zum zweiten Mal zeichnete die Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern drei Handwerksbetriebe aus den Kammerbezirken Frankfurt-Rhein-Main, Kassel und Wiesbaden aus, die sich um die betriebliche Integration durch Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit Fluchthintergrund verdient gemacht haben. Die Preisträgerinnen und Preisträger wurden von einer Fachjury bestimmt und am heutigen bundesweiten Diversity-Tag mit einer Urkunde sowie einer Prämie in Höhe von jeweils 1.500 Euro geehrt. Die Schirmherrschaft lag erneut beim Hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein.
Bei der Preisverleihung im Haus des hessischen Handwerks in Wiesbaden betonte Frank Dittmar, Präsident der Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern: "Die ausgezeichneten Betriebe schaffen Ausbildungsplätze, ermöglichen Teilhabe im Arbeitsalltag und begleiten Menschen mit Fluchterfahrung nicht nur fachlich, sondern oft auch ganz praktisch im Alltag. Sie beweisen, dass Vielfalt keine Belastung ist, sondern eine Bereicherung. Dass Zugehörigkeit nicht allein durch Verträge entsteht, sondern durch Vertrauen, Teamgeist und Entwicklungsmöglichkeiten. Und sie zeigen, dass das Handwerk mit seiner Praxisnähe, seiner Stabilität und seiner Werteorientierung ein Umfeld ist, in dem Integration gelingen kann." Im Handwerk sei Integration kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis eines Zusammenspiels aus betrieblichem Engagement und verlässlicher Unterstützung. "Hier setzen auch unsere Willkommenslotsinnen und –lotsen bei den Handwerkskammern an. Sie stehen den Betrieben mit Fachwissen, Fingerspitzengefühl und Geduld zur Seite."
Heike Hofmann, Hessische Ministerin für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales, hob in ihrem Grußwort das Engagement der Preisträgerinnen und Preisträger hervor. „Integration ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Das Handwerk in Hessen hat eine tragende Rolle bei der Integration in unserem Land, denn gelungene Integration wird im Handwerk jeden Tag gelebt“, so Hofmann.
Frank Dittmar, Präsident der Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern
Heike Hofmann, Hessische Ministerin für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales
Aufgrund ihres Engagements für die Integration von geflüchteten Menschen wurden geehrt:
Derya Arzu Kocak, Frankfurt am Main (Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main)
Der Friseurbetrieb von Derya Arzu Kocak aus Frankfurt am Main zeigt, wie Integration im Alltag gelingen kann. Das Team besteht vollständig aus Mitarbeitenden mit Migrationsgeschichte, darunter auch drei Geflüchtete aus Syrien. Der Betrieb lebt Vielfalt, Respekt und Zusammenhalt nicht nur als soziale Werte, sondern als Erfolgsfaktor. Besonders hervorzuheben ist das Engagement über das Berufliche hinaus: Neue Kolleginnen und Kollegen werden durch Patenschaftsprogramme, alltagspraktische Unterstützung und gezielte Sprachförderung aktiv ins Team integriert. Kocak bringt ihre eigene Geschichte als Tochter einer Gastarbeiterfamilie authentisch, empathisch und mit tiefem Verständnis für die Herausforderungen geflüchteter Menschen in ihr Handeln mit ein. Sie schafft nicht nur Arbeitsplätze, sondern Perspektiven.
Derya Arzu Kocak, Frankfurt am Main (Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main)
Aschenbrenner GmbH, Baunatal (Handwerkskammer Kassel)
Aschenbrenner GmbH, Baunatal (Handwerkskammer Kassel)
Das Autohaus Aschenbrenner GmbH aus Baunatal setzt sich aus einer vielfältigen Gruppe engagierter Mitarbeitender aus mehreren Nationen zusammen, darunter Eritrea, Gambia, Kamerun, Polen, die Türkei und die Ukraine. Die kulturelle Vielfalt im Team wird als Bereicherung empfunden und trägt zu einem besonders guten Betriebsklima bei. In den letzten Ausbildungsjahren wurde durch das Projekt „Passgenaue Besetzung und Willkommenslotsen“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie in unterschiedlichen Matching-Formaten eine Praktikumsstelle (Einstiegsqualifizierung) und sieben Ausbildungsplätze besetzt. Der Betrieb hat durch die Beraterinnen der Handwerkskammer Kassel zwei „Azubi-Boschafter“ schulen lassen, die mit Engagement und Aufgeschlossenheit ihren Betrieb und die Ausbildungsmöglichkeiten bei verschiedenen Berufsorientierungsformaten präsentieren.
Autohaus Michel GmbH & Co.KG, Gießen (Handwerkskammer Wiesbaden)
Die Autohaus Michel Gruppe, ein traditionsreicher Mehrgenerationenbetrieb mit rund 170 Mitarbeitenden an vier Standorten in Gießen, steht für moderne Ausbildung, gelebte Vielfalt und Chancengleichheit. „Gemeinsam lernen, wachsen und gestalten“ ist der Leitsatz, der das tägliche Miteinander und das Engagement in der Ausbildung prägt. Derzeit absolvieren 20 junge Menschen ihre Ausbildung, darunter auch Geflüchtete. Mitarbeitende werden gleichermaßen ermutigt, sich weiterzuentwickeln. So begann 2020 ein syrischer Geflüchteter seine Ausbildung, schloss die Meisterschule ab und arbeitet heute erfolgreich als Servicetechniker. Weitere junge Geflüchtete aus Afghanistan und der Ukraine erlangten ebenfalls den Berufsabschluss oder stehen kurz davor. Unterstützung gibt es auch bei Sprache, Behörden, Wohnungssuche und Führerschein.
Autohaus Michel GmbH & Co. KG, Gießen (Handwerkskammer Wiesbaden)