Titelbild Hartmann Orthopädie und Sport
Handwerkskammer Wiesbaden

Mitarbeiter finden und binden (14): Sechs Fragen an Orthopädieschuhmachermeister Matthias Hartmann"Man muss seinen Beruf attraktiv präsentieren"

Junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk zu begeistern und qualifizierte Fachkräfte langfristig an den eigenen Betrieb binden: Das zu meistern ist aktuell eine der größten Herausforderungen des Handwerks. Einige Betriebe haben jedoch einen effektiven Weg gefunden, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Wir stellen Handwerker vor, denen das gelingt und haben nachgefragt, wie sie dabei vorgehen.



Hartmann Orthopädie und Sport 2
Handwerkskammer Wiesbaden

Matthias Hartmann, Inhaber

Hartmann Orthopädie + Sport GmbH

Damit verdienen wir unser Geld:

Mit der Herstellung und dem Vertrieb von orthopädischen Hilfsmitteln

Mitarbeiterzahl:

42 Mitarbeiter

Anzahl an Lehrlingen:

3 Lehrlinge

www.hartmann-os.com



1. Warum bilden Sie aus?

Wenn wir nicht ausbilden, stirbt unsere Fachkompetenz und damit auch unser Handwerk aus. Es würde auch eine immer größere Herausforderung werden, einen potenziellen Nachfolger für den eigenen Betrieb zu finden. Indem man sein Wissen weitergibt, stabilisiert man die eigene Zukunft.

2. Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem Mitarbeiter?

Dass er seinen Beruf aus persönlicher Überzeugung gewählt hat. Denn wenn man sich in seinem Beruf wiederfindet, zeigt man mit dessen Ausübung einen Teil der eigenen Persönlichkeit.

3. Welche Unternehmensphilosophie verfolgen Sie?

In diesem Jahr feiern wir unser 30-jähriges Bestehen und ich bin stolz, sagen zu können, dass wir in dieser Zeit nicht einmal stehen geblieben sind. Ob Fußfehlstellung, Gehbehinderung oder die Optimierung des Bewegungsapparates: Wir haben uns der Erhaltung der Mobilität unserer Kunden verschrieben und uns auf Maßanfertigungen von orthopädischen Schuhen, Einlagen und individuellem Schuhwerk für Freizeit- und Spitzensportler spezialisiert. In erster Linie nehmen wir uns Zeit für unsere Kunden. Nur so können wir gemeinsam einen Schritt nach vorne machen. Zu unserer Philosophie gehört es aber auch, Menschen mit einer Schwerbehinderung im Berufsalltag zu integrieren. Angepasste Arbeitsbedingungen sind für mich hierbei der Schlüssel zum Erfolg. Vergangenes Jahr wurden wir dafür mit dem Inklusionspreis für die Wirtschaft ausgezeichnet.

4. Wie gehen Sie vor, um sowohl motivierte Lehrlinge als auch qualifizierte Fachkräfte für Ihren Betrieb zu finden?

Man muss seinen Beruf attraktiv präsentieren. Mit dem typischen Berufsbild des Orthopädieschuhmachers werden Sie keinen jungen Menschen von der Playstation weglocken. Daher muss man die Besonderheiten des eigenen Berufsbildes herausstellen und deutlich kommunizieren, welche Alleinstellungsmerkmale der eigene Betrieb hat. Darüber hinaus lohnt es sich, Jobangebote sowie Praktikums- und Ausbildungsplätze bei der Arbeitsagentur und in der Zeitung zu annoncieren. Die sozialen Netzwerke sollte man übrigens auf jeden Fall mit einbinden.



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5. Hinsichtlich der Mitarbeiterbindung: Schaffen Sie bestimme Anreizsysteme oder besondere Vorteile für Ihre Mitarbeiter?

Für unsere Mitarbeiter übernehmen wir beispielsweise die Kosten für das Fitnessstudio, es gibt eine zusätzliche Wegeversicherung, wir bezuschussen Vermögenswirksame Leistungen und das Einkaufen in unserem Sportshop sowie die Nutzung der hauseigenen Sportakademie wird ihnen vergünstigt angeboten. Des Weiteren besteht die Option auf ein Firmenfahrrad. Aktuell planen wir zusätzlich eine private Krankversicherung für die gesamte Belegschaft ein. Was man allerdings nicht vergessen sollte: Eine gute Arbeitsatmosphäre ist unbezahlbar.

6. Welchen Rat würden Sie Handwerkern geben, die händeringend nach Lehrlingen oder Fachkräften suchen?

Das Wichtigste ist, dass man bereit ist, Wissen weiterzugeben und auf jüngere Zielgruppen zuzugehen. Insbesondere für letztere sollte man am äußeren Erscheinungsbild der Firma arbeiten und sich fragen: Womit identifizieren sich junge Leute? Ein attraktives und dynamisches Außenbild wird immer positiver wahrgenommen als ein statisches. Dieses Auftreten und ein harmonisches Betriebsklima sind die Grundlage, um für Fachkräfte und Lehrlinge ansprechend zu sein.



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Maja Ebertshäuser B.A.

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