Mitarbeiter finden und binden (20): Sechs Fragen an Bestattermeister Benedikt Kirchberg"Wir haben einen Gesundheitsbonus"
Junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk zu begeistern und qualifizierte Fachkräfte langfristig an den eigenen Betrieb binden: Das zu meistern ist aktuell eine der größten Herausforderungen des Handwerks. Einige Betriebe haben jedoch einen effektiven Weg gefunden, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Wir stellen Handwerker vor, denen das gelingt und haben nachgefragt, wie sie dabei vorgehen.
Benedikt Kirchberg
Bestattungen Kirchberg Geschwister Ehmann KG
Damit verdienen wir unser Geld:
indem wir Menschen helfen.
Mitarbeiterzahl:
19 Mitarbeiter
Anzahl an Lehrlingen:
1 Lehrlinge
1. Warum bilden Sie aus?
Weil ich selbst weiß, wie viel es bringt. Sowohl an Fachkompetenz als auch in der Persönlichkeitsentwicklung. Die Qualität der Ausbildung ist ein Faktor, den ich als Meister und Inhaber selbst beeinflussen kann, wenn es darum geht, Kunden empathisch und fachlich korrekt zu betreuen und zu begleiten.
2. Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem Mitarbeiter?
An einem Mitarbeiter schätze ich Empathie, Fleiß und die Fähigkeit, richtig zu kommunizieren. Darunter verstehe ich, dass wir als Bestatter täglich mit verschiedenen Menschen über die gleichen Dinge sprechen müssen, aber nicht bei jedem gleich kommunizieren können. Das ist oft ein Drahtseilakt, der, wenn man ihn gut bewältigt, zu außergewöhnlichen Ergebnissen führt.
3. Welche Unternehmensphilosophie verfolgen Sie?
Der Mensch, der sich uns als Kunde anvertraut, steht immer im Vordergrund. Ihm muss bestmöglich geholfen und seine Wünsche erforscht und dann umgesetzt werden. Und das alles in einer Atmosphäre, die nicht einschüchtert oder erschreckt. Als Team ist es wichtig, dass Grundsatzentscheidungen gemeinsam getroffen und dann bestmöglich verfolgt werden. Auch die Antworten für dieses Interview sind wir gemeinsam durchgegangen.
4. Wie gehen Sie vor, um sowohl motivierte Lehrlinge als auch qualifizierte Fachkräfte für Ihren Betrieb zu finden?
Pro Monat bekommen wir circa zwei Bewerbungen für Praktika, eine Ausbildung oder ein Quereinstieg - meist durch unsere Präsenz in den sozialen Medien wie TikTok, Facebook und Instagram. Vor einer Anstellung ist ein mehrtägiges Praktikum, am besten jedoch mehrwöchig, unabdingbar. Der Bewerber muss erleben, was es heißt, mit uns und für unsere Kunden zu arbeiten. Das Feedback aus dem Team ist für mich als Geschäftsführer der alles entscheidende Faktor, wenn es um eine Anstellung oder einen Ausbildungsplatz geht.
5. Hinsichtlich der Mitarbeiterbindung: Schaffen Sie bestimme Anreizsysteme oder besondere Vorteile für Ihre Mitarbeiter?
Wir haben einen Gesundheitsbonus, den unsere Mitarbeiter für verschiedenes Nutzen können. Sei es für eine neue Brille, Massageanwendungen oder einfach nur zur Deckung der Zuzahlungen für Medikamente. Technisch werden die Mitarbeiter je nach Einsatzbereich mit einem Handy und/oder einem Laptop und gegebenenfalls spezieller Arbeitskleidung ausgestattet. Getränke aller Art und auch etwas Süßes für Zwischendurch stehen allen zur Verfügung. Das Wichtigste ist jedoch, dass jeder sich individuell wahrgenommen und sich selbst wohl fühlt. Als Team gehen wir auch mal ungeplant zusammen essen, machen einen schönen Ausflug oder besuchen den Weihnachtsmarkt. Jeder kann und soll gerne dabei sein, muss es aber nicht, wenn es grade nicht passt.
6. Welchen Rat würden Sie Handwerkern geben, die händeringend nach Lehrlingen oder Fachkräften suchen?
Ein gelebter offener Umgang im Team macht sich schnell in der Arbeitsleistung bemerkbar und ist nach außen sichtbar. Das wiederum weckt ganz schnell den Wunsch, auch dabei sein zu wollen. Eine ordentliche, aber nicht zu steife Präsenz in den sozialen Medien kann auch dazu beitragen, als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden. Niemand muss ein "work-life-balance" haben, wenn sich "work" wie "life" anfühlt.
